Seite drucken
Pinkelwurst

Wer nicht aus Bremen stammt, wird vielleicht die Nase rümpfen, wenn man ihm die bremische Wurstbesonderheit, die "Pinkelwurst" nennt. Was aber heißt denn "Pinkel"? Im "Praktischen Kochbuch" der Henriette Davidis ist natürlich nur das Rezept angegeben; das große Schleswig-holsteinische plattdeutsche Wörterbuch schweigt sich aus; Grimm kennt sie nicht, führt statt ihrer eine "Kinkelwurst" an.

"Kinkel" wären in norddeutscher Mundart Fettwürfel, kleine Stückchen Speck, eine "Kinkelwurst" demnach eine Fett- und Speckwurst. Der Bremer aber will, ohne mit der Wimper zu zucken, bei seiner "Pinkelwurst" bleiben.

Nun ist denn auch im alten Bremisch-niedersächsischen Wörterbuch von 1767, "worin nicht nur die in und um Bremen sonder auch fast in ganz Niedersachsen gebräuchliche eigentümliche Mundart nebst den schon veralteten Wörtern und Redensarten" erklärt wird, folgendes zu lesen:

"Pinkel, der Mastdarm, Pinkeldarm, dasselbe. Pinkeln und Pansen, das ganze Eingeweide. In Osnabrück sagt man Pinken. Von einem geschlachteten Rinde bedient man sich des fetten Mastdarms, eine Art Würste davon zu machen, aus roher Habergrütze, Zwiebeln und anderem Gewürze, welche gleichfalls Pinkeln heißen, welche man in Hamburg Kalunen und Klunen, im Dithmarischen Kunkelpipen und anderswo Umstekel-Würste nennt. Inpinkeln, den Bauch mit Speise füllen, alles hineinessen, ist ein Pöbelwort."

"Pinkelwurst" gibt es nun hauptsächlich in den Schlachtmonaten Dezember bis Februar. Dann werden nach altem Brauch in Bremen und Oldenburg die beliebten "Kohl- und Pinkelfahrten" veranstaltet. Nach einen mehrstündigen Marsch mit Musik wird gemütlich in einem ländlichen Lokal "Pinkel" und brauner Kohl, der schon ordentlich Frost hatte, verzehrt.



Anekdoten aus der Welt der Wurst